Schriftsprache – der Schlüssel zur Welt
Mal rasch einen Einkaufszettel schreiben, das Tafelbild in der Schule ins Heft übertragen, eine SMS verfassen, Nachrichten lesen, ein spannendes Buch genießen: All dies ist keine Selbstverständlichkeit. Störungen der Schriftsprache können den Erwerb betreffen oder nach Abschluss der Sprachentwicklung durch neurologische Ereignisse auftreten. Sie belasten den Einzelnen und gefährden die Teilhabe in der Gesellschaft. Von Lese-Rechtschreibstörungen (LRS, auch Legasthenie genannt) sind 3-8 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen. Diese Störungen sind dadurch gekennzeichnet, dass trotz normaler Intelligenz der Erwerb der Rechtschreibung und / oder des Lesens behindert ist, was Folgeprobleme nach sich ziehen kann. Die Bandbreite der möglichen Auffälligkeiten ist groß und die Probleme unterscheiden sich von Person zu Person. Mal ist schon das lautgetreue Schreiben gestört, was die Verständlichkeit des Geschriebenen enorm beeinträchtigen kann, das andere Mal sind es „nur“ Regelfehler, doch auch diese können die Absicht der Aus-sage verfälschen, wie man an dem Beispiel „Wall – Wal“ sieht. Manchmal sind beide Bereiche betroffen. Beim Lesen kann die verlangsamte, manchmal fehlerhafte Entschlüsselung zu Ver-ständnisproblemen führen. Ein großer Teil der Kinder mit einer LRS zeigt auch Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung.
Die Ursache für das Auftreten von erworbenen Störungen der Schriftsprache unterscheidet sich davon gänzlich. Hier sind neurologische Erkrankungen im Hintergrund, die plötzlich oder schleichend auftreten können. So kann beispielsweise nach einem Schlaganfall eine Aphasie, also ein Sprachverlust, eintreten, bei dem neben dem Sprechen und Verstehen auch das Lesen und Schreiben beeinträchtigt sein kann. Dies ist meist ein Schock für die Betroffenen und sehr belastend, denn plötzlich ist nichts mehr wie zuvor. In der Therapie werden nach systematischer Diagnostik Probleme in der Schriftsprache gezielt bearbeitet. Sowohl in der Entwicklung als auch in der Rehabilitation geht es neben dem (Wieder-)Erwerb schriftsprachlicher Fertigkeiten um die gesellschaftliche Teilhabe.
Der Europäische Tag der Sprachtherapie erinnert jedes Jahr am 6. März daran: Kommunikation ist ein Menschenrecht – Schriftsprache gehört dazu!